Brückensperrungen
Brückensperrungen und andere Geschichten
In diesen Tagen ist die Verbindung über die Elbe durch die Fähre Tanja ausgefallen. Nachdem ein Werftaufenthalt zur Reparatur eines Schadens am Antrieb erforderlich gewesen ist, hindert der niedrige Wasserstand der Elbe die Tanja an der Rückkehr an ihren Einsatzort. Wer heute bestreiten will, dass die Auswirkungen des Klimawandels auch unser tägliches Leben erreichen, lebt offenkundig in einer anderen Welt.
Schön ist es, dass zum Beispiel der Albia-Kanuverleih eine ganz pragmatische Lösung für das Übersetzen über die Elbe gefunden hat und auf Anforderung kleine Personen- und Gütertransporte vornimmt. Das kann natürlich keine dauerhafte Ersatzlösung sein. Eine flachwassergängige Ersatzfähre könnte da schon eher helfen. Leider hat die Initiative der Gemeinde Neu Darchau für diese pragmatische Lösung beim Wirtschafts- und Verkehrsminister Althusmann keinerlei Unterstützung gefunden. Vielmehr hat dieser Brückenfreund so viele bürokratische Hürden aufbauen lassen, dass diese Chance vertan worden ist.
Ein ähnlich klägliches Bild bietet der aus Adendorf stammende konservative Landtagsabgeordnete, dem angesichts des Fährausfalls wieder nichts Besseres einfiel, als sich an der Fährstelle filmen zu lassen, um mal wieder das unsinnige Brückenprojekt zu fordern. Unterstützung für die Gemeinde Neu Darchau ist bei diesem Abgeordneten nicht zu finden. Allerdings hat sich bisher auch aus anderen Parteien hier niemand für pragmatische Lösungen eingesetzt, die nicht mehr als 120 Millionen Euro kosten würden.
Eine besonders interessante Pointe bieten zurzeit diejenigen, die angesichts des bedauerlichen Fährausfalls reflexhaft ihr Brückengeheul anstimmen. Wenn sie mit der zurzeit stattfindenden, mehrwöchigen Brückensperrung in Geesthacht konfrontiert werden, herrscht eher betretenes Schweigen. Schaut man sich die Fakten an, wird es interessant. Die dortige Sperrung betrifft nach vorsichtiger Schätzung mehr als 10000 Fahrzeuge täglich, darunter jede Menge LKW. Hochgerechnet auf den voraussichtlichen Zeitraum der Sperrung sind also mehr als 600000 Fahrzeuge betroffen. Wo - bitte schön - bleibt denn da der Aufschrei der vermeintlichen Verkehrsfreunde, die uns bei Fährausfällen jedes Fahrzeug vorrechnen?
Um es deutlich zu sagen: jeder Ausfall eines verbindenden Systems bedeutet für die Verkehrsteilnehmenden ärgerliche Belastungen. Es gibt allerdings wenige Orte, wo sich eine kostengünstige, touristisch attraktive so schnell realisieren ließe, wie es durch die Anschaffung einer kleineren Fähre der Fall wäre.
